Studie zur Transformation des Justizzentrums

Das Kölner Architekturstudio Demo Working Group hat sich 2023 aus eigener Motivation der Transformation des abbruchgefährdeten Justizzentrums in Köln gewidmet.
Die daraus entstandene Studie ‚JUST‘ zeigt auf, dass gerade Großstrukturen aus dem Ende des letzten Jahrhunderts großes Potential bieten, durch Umbaumaßnahmen architektonisch aufgewertet und zukunftsfähig gemacht werden können.

„Die Studie JUST zeigt eine Alternative zum Abriss des Justizzentrums auf, ohne die Wettbewerbsentscheidung dabei grundsätzlich in Frage zu stellen.
Beides geht: Sowohl die Realisierung des Neubaus, als auch eine sinnvolle Transformation der damit frei werdenden Bestandsstruktur des heutigen Justizzentrums.“

Demo Working Group

Im Oktober 2022 wurde der städtebauliche Wettbewerb für den „Neubau Justizzentrum Köln“ entschieden. Den Prämissen der Auslobung folgend, sieht der Gewinner-Entwurf (HPP) den Komplettabriss des heutigen Justizzentrums vor.

Das 105m hohe Hochhaus an der Luxemburger Straße soll nach der vorliegenden Planung durch einen deutlich niedrigeren (5-8-geschossigen) Gebäudekomplex mit fünf Baukörpern ersetzt werden.
Als Begründung für die Abrissentscheidung wurden von der Bauherrschaft, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW, erhebliche Mängel der baulichen Substanz, veraltete technische Ausstattung, erhöhter Flächenbedarf und städtebauliche Defizite aufgeführt.

Die Planung steht im Widerspruch zu den Zielen der Stadt Köln, bis 2035 klimaneutral zu werden.
Der entscheidende Faktor bei der Erreichung der gesetzten Klimaziele ist die Nutzung der bereits vorhandenen Ressourcen.
Allein in der Rohbaustruktur – 44.000 m3 Stahlbeton – sind 8.800 Tonnen CO2 gebunden.
Je länger die Lebensdauer eines Gebäudes, desto besser ist die CO2-Bilanz. Ziel muss es daher sein, die mögliche Lebensdauer des Justizzentrums maximal auszunutzen.

Die Studie JUST zeigt eine Alternative zum Abriss des Justizzentrums auf, ohne die Wettbewerbsentscheidung dabei grundsätzlich in Frage zu stellen.
Beides geht: Sowohl die Realisierung des Neubaus, als auch eine sinnvolle Transformation der damit frei werdenden Bestandsstruktur des heutigen Justizzentrums.
Die an das Hochhaus anschließende Sockelbebebauung des Gebäudes wird zu großen Teilen erhalten und verbindet sich mit der Hoftypologie des Wettbewerbsentwurfs von HPP.
Das frei werdende Hochhaus kann 450 dringend benötigte Wohnungen aufnehmen.

Der städtebauliche Entwurf sieht Baukörper entlang der neuen Grünflächen vor, die als Teil des Masterplans „Parkstadt Süd“ als Weiterführung des Grüngürtels geplant sind.
Diese städtebauliche Zielsetzung ist auch mit dem Erhalt des Bestandsgebäudes umsetzbar.

Durch den Austausch der Fassade können heutige Energiestandards erzielt werden.
Für die Büronutzung geeignete Gebäudetiefen werden durch einen Teilabbruch der Geschossplatten erreicht.
Die Auskragungen, an denen die Abbruchkante sichtbar wird, dienen als baulicher Sonnenschutz.
Zur dezentralen Energiegewinnung kann das Gebäude mit Photovoltaik-Elementen und Kleinwindkraftanlagen ausgestattet werden.

In Köln fehlen momentan ca. 18.000 Wohnungen.
Angsichts dessen erscheint die Umnutzung des Turms zu Wohnen fast obligatorisch.
Die Grundstruktur des alten Justizzentrums ist dabei durch die Grundrisstiefen und die Ausrichtung gut für die Transformation zur Wohnnutzung geeignet.

Durch gezielten Rückbau von Teilbereichen der Geschossdecken wird die Belichtung optimiert.
Es entstehen mehrgeschossige Erschließungszonen, die als nachbarschaftliche Treffpunkte innerhalb der Großstruktur fungieren.

Alle Wohnungen sind zweiseitig belichtet hierdurch ergibt sich ein großzügiges Wohngefühl mit Blick über die Stadt.

Das städtebauliche Ensemble aus dem Hochhaus und dem benachbarten UNICenter bleibt erhalten.
Die transparente Hülle verbindet das Gebäude mit der Stadt.
Durch die Add-Ons zur Energiegewinnung wird das Gebäude vom Energieverbraucher zum produzenten.
Durch die Transformation entsteht ein neues, zukunftsfähiges Gebäude.